Diese Menschen machen die Welt ein bisschen besser

15. Juni 2016

Die SPD-Stadtratsfraktion und die WürzburgSPD haben zum elften Mal die Georg-Sittig-Medaille verliehen. Empfänger sind Personen und Initiativen, die sich besonders um das Wohl der Stadt und der Stadtgemeinschaft verdient gemacht haben. Ausgezeichnet wurden im Wappensaal des Rathauses die Gesellschaft für Politische Bildung e.V., das Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Perspektive e.V. und der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Unterfranken (BBK).

Alle Medaillenträger und die Laudatoren

Gesellschaft für Politische Bildung e.V.

Lore Koerber-Becker, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion hielt die Laudatio auf die Gesellschaft für Politische Bildung e.V.. Vor 50 Jahren gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger in politisch stürmischen Zeiten die Gesellschaft für Politische Bildung. Das Ziel: „Die Vermittlung von Kenntnissen und Bildung im Sinne des demokratisch sozialen Rechtsstaates durch Veranstaltungen von Kursen, Seminaren, öffentlichen Vorträgen und Diskussionen sowie die Herausgabe und Verbreitung geeigneter Literatur“. Es ging den Gründerinnen und Gründern um politische Bildung, ein Verständnis für Demokratie zu erwerben und in der Konsequenz demokratisch weiterzuentwickeln. „Damals wie heute sind es wieder stürmische Zeiten. Auch heute gilt es, die Demokratie zu sichern und sich ihrer zu vergewissern“, so Koerber Becker. „Politische Bildung ist heute wichtiger denn je. Die Demokratie braucht sie“.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Alexander Kolbow, Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, hob die Leistungen von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage hervor. Es ist ein Projekt von und für Schülerinnen und Schüler, die gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, aktiv vorgehen. Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag zu einer respektvollen, friedfertigen und demokratischen Gesellschaft. „Was wir gegenwärtig oft in unserer Gesellschaft erleben, ist nicht sehr ermutigend“, so Alexander Kolbow. „Nachgrölen, was andere vorgrölen, hat-nichts-mit-mir-zu-tun-denken, nicht eingreifen, wegschauen, mit Unbehagen zustimmen“. Viele Jugendliche wollten dagegen etwas unternehmen, hieraus entstand das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dem sich zwischenzeitlich 18 Schulen in Würzburg angeschlossen haben. Um den Titel zu erhalten, müssen 70 Prozent aller Menschen an einer Schule eine Selbstverpflichtung unterschreiben, die die Grundhaltung der Schule wiederspielgelt. Diese heißt: Wir setzen uns nach Kräften ein, dass Rechtsextremismus, Antisemitismus oder Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung keine Chance haben. „Diese Haltung verdient größten Respekt. Deshalb zeichnen wir das Projekt mit der Georg-Sittig-Medaille aus“ endet Kolbow.

Perspektive e.V.

Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake rühmte die Arbeit des internationalen Integrationsvereins Perspektive auf dem Heuchelhof, der im Mai 2006 gegründet wurde. Zunächst ging es speziell darum, Jugendliche mit Migrationshintergrund mit qualifizierten Freizeitangeboten wie Ausflügen, Fahrradtouren, Zeltlagern, Tanzkursen usw. zu interessieren – Neuland zu betreten, bestimmte Orte zu meiden. Aus einer dieser Fahrradtouren mit vielen Reparaturstopps entstand 2011 die Idee einer Fahrradwerkstatt. 2012 kam eine Holzwerkstatt hinzu, in der kleine Reparaturen durchgeführt, kleine Gebrauchs- und Kunstgegenstände für Kindergärten und Kirchen gebaut werden. Aber auch Surfbretter und Bögen von Jugendlichen. Und schon war die Bogenschießgruppe entstanden. Für die Aufführung eines Musicals brauchte man Kostüme und Requisiten: Die Nähwerkstatt war geboren. In diesen Probierwerkstätten können Jugendliche in ihrer Freizeit den Umgang mit den Materialien Metall, Holz, Textilien und grundlegende Arbeitstechniken erproben und erlernen. Unterstützt werden sie von den überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins. Aber auch die Schülerinnen und Schüler der Vorabgangs- und Abschlussklasse der Mittelschule am Heuchelhof besuchen monatlich für einen Schultag die Werkstätten. „Jugendliche fühlen sich als Teil eines Ganzen. Sie sind angekommen und haben ihren Platz – ihre Heimat gefunden“ so Marion Schäfer-Blake. „Dazu leistet der Integrationsverein Perspektive mit den Probierwerkstätten vorbildliche Arbeit, die wir mit der Verleihung der Sittig-Medaille auszeichnen möchten.“

Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler

Hans Werner Loew, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion würdigte die Arbeit des Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Unterfranken. Eine große Aufgabe des BBK ist sozialversicherungsrechtliche Absicherung von Künstlerinnen und Künstlern mit zu geringem Einkommen. Hierfür führt der BBK einen Sozialfond, der aus Mitgliedbeiträgen und Zuweisungen von Bußgeldern durch die Gerichte gespeist wird. „Die Arbeit des BBK hat einen engen Bezug zum Würzburger Kulturleben“, so Loew. „Seit über 12 Jahren betreibt er die Galerie im Kulturspeicher, in der jährlich mindestens Ausstellungen stattfinden. Diese Ausstellungen sind wertvoll – denn ein Künstler ohne Ausstellungen bleibt ohne Kommunikation“. Der BBK betreibt außerdem eine Druckwerkstatt im Kellergewölbe des Kulturspeichers, wo sehr eng mit der Museumspädagogik zusammengearbeitet wird. Aber auch für die Förderung der qualitativen Kunst bei öffentlichen Bauten und im öffentlichen Raum ist der BBK ein wertvoller Unterstützer. In Zeiten, in denen Städte durch gleichförmige Bauten immer ähnlicher, im Grunde gesichtsloser werden, muss die Kunst im öffentlichen Raum hier entgegenwirken. „Wir ehren den BBK für seine vorbildliche soziale ehrenamtliche Arbeit, sein ehrenamtliches Engagement im Bereich der Kunst- und Künstlerförderung und als Mitstreiter für qualitative Kunst im öffentlichen Raum“, so Loew.

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