Großprojekte in der Stadt Würzburg

11. August 2015

Damit die in der Stadt Würzburg mit großen Kosten verbundenen Projekte quasi nicht aus dem Ruder laufen bzw. frühzeitig eine finanziell nachteilige Entwicklung erkannt werden kann, findet in der Stadtverwaltung laufend ein Finanzcontrolling statt.

Alle drei Monate wird der Stadtrat über den Stand der Großprojekte informiert. Zu diesen Großprojekten zählen die Verlängerung der Straßenbahnlinien 1 und 5 in Grombühl, die Sanierung des Mainfranken-Theaters, die Landesgartenschau im Jahr 2018, die Sanierung des „Nautiland“, der Ausbau des Zeller Bocks, die Neugestaltung der Eichhornstraße, die Erweiterung der David-Schuster-Realschule, der Anbau an das Wirsberg-Gymnasium, die Neuerrichtung der Mensa an der Mönchberg-Mittelschule, der Hallenbadneubau an der Wolffskeel-Realschule, die Erweiterung der Straßenbahn ins Frauenland und Hubland (Linie 6) und die Entwicklung des Hauptbahnhofs.

Bezüglich der Verlängerung der Straßenbahnlinien 1 und 5 von der Petrinistraße bis zur neuen Endhaltestelle in der Oberdürrbacher Straße, die eine bauliche Umgestaltung der Josef-Schneider-Straße und der Oberdürrbacher Straße mit sich bringt, ist derzeitig ein Baubeginn für Herbst 2016 und die Fertigstellung im Frühjahr 2020 vorgesehen. Die Gesamtkosten des Projektes betragen 26,87 Mio. Euro, wobei eine Förderung in Höhe von rund 18,6 Mio Euro veranschlagt ist. Im aktuellen Bericht wird nun beschrieben, dass die endgültige Höhe der Zuwendung von der Regierung von Unterfranken erst mit dem Zuwendungsbescheid mitgeteilt werde. Der Förderantrag selbst „ruht“ jedoch so lange bei der Regierung, bis geklärt ist, wie der Bau der dortigen universitären Versorgungsleitungen nun endgültig aussieht. Erfahrungsgemäß sei eine Kürzung der beantragten Zuwendung zu erwarten. Daher sei zunächst nach dem „kaufmännischen Vorsichtsprinzip“ von einem Eigenanteil von ca. 13 Mio. Euro. Zudem werde die Zuwendung als „Festbetragsfinanzierung“ gewährt, mit der Folge, dass Kostenerhöhungen während der Projektphase ausschließlich zu Lasten der Zuwendungsempfängers (Würzburger Straßenbahn GmbH) gehen.

Bei der Sanierung des Mainfrankentheaters liegen nunmehr die Machbarkeitsstudien inklusive der Großkostenermittlung vor. Diese wurden ausgewertet und dem Stadtrat am 30. Juli vorgestellt. Laut Finanzcontrolling ist ein frühestmöglicher Baubeginn „ab Juli 2016“ angegeben, eine Fertigstellung „frühestmöglich Ende 2018“. Die Kostengrobschätzung laut Ansatz des Wirtschaftsplanes des Mainfrankentheaters wird auf 31,64 Mio Euro beziffert. Die Machbarkeitsstudien nennen für die Grundsanierung des Theatergebäudes (Minimalvariante) Kosten in Höhe von 26,7 Mio. Euro. Für eine weitere 2. Spielstätte als Anbau (Kopfbau) an das bestehende Gebäude mit 330 Sitzplätzen, für die sich der Stadtrat ausgesprochen hat, kommen 8,2 Mio. Euro hinzu. Ebenfalls hat sich der Stadtrat festgelegt, die Mietsituation in der Oeggstraße beenden zu wollen, so dass sämtliche Mietkosten dort entfallen würden. Diese Bereiche können durch eine Aufstockung des Theaters realisiert werden, was 2,98 Mio. Euro kosten würde. Weitere Optionen wie beispielsweise ein Ballettraum, eine Unterkellerung des neuen Anbaus oder die Vergrößerung der Werkstätten lassen die Sanierung auf einen maximalen Auftragswert von 51,07 Mio. Euro anwachsen.

Für den Bau eines dauerhaften Landschaftsparks der Landesgartenschau 2018 gibt es vier konkrete Maßnahmen: Der Wiesenpark ist im Juli in Baubeginn gegangen, Aushub und Gründung des Belvedere am 1. Oktober 2015, die sog. Terassengärten am 1. April 2016 und ab 1. Juli 2016 sollen die Quartiersplätze begonnen werden. Die Fertigstellung ist im Dezember 2017 vorgesehen, Verzögerungen sind derzeit „keine absehbar“. Die Landesgartenschau Würzburg 2018 GmbH veranschlagt die Gesamt-Baukosten mit 18,1 Mio. Euro, im Förderantrag werden 5,76 Mio. Euro als Zuschuss beantragt.

Ein weiteres Dauerthema, die Grundsanierung des Schul-, Sport- und Familienfreizeitbades Nautiland lässt weiter auf sich warten. Im Bericht heißt es: „Für die Entscheidung über die Erneuerung soll der bereits eingehend untersuchten Sanierungsvariante eine ebenso eingehend untersuchte Neubauvariante gegenüber gestellt werden. Eine vergaberechtliche Prüfung hat hierzu ergeben, dass die Planung der Neubauvariante, sowie auch die Fortführung der Sanierungsvariante, neu ausgeschrieben werden muss. Eine unmittelbare Leistungserbringung durch den bisherigen Planer kommt nicht in Betracht, da in der damaligen Ausschreibung der europarechtlich vorgegebene Schwellenwert für die Zusatzleistungen in jedem Fall erheblich überschritten wird. Der neu zu beauftragende Planer soll zunächst die Vergleichsgrundlage für die Entscheidung zwischen Neubau und Sanierung erarbeiten und in der Folge auch mit der Realisierung beauftragt werden. Die neue europaweite Ausschreibung zur Findung des Planers wird derzeit vorbereitet.“ Für diese erneute Ausschreibung und zur Erstellung der Neubauvariante wird eine Zeitverzögerung von 1 Jahr angegeben, weder ein konkreter Baubeginn noch ein Fertigstellungstermin werden genannt. Aktuell sind bereits 766.000 Euro für Planungskosten ausgegeben worden.

Das Bauprojekt Zeller Bock soll im Frühjahr 2016 fertiggestellt sein. Von 25 Mio. Euro Gesamtkosten sollen am Ende für die Stadt 7,8 Mio. Euro als Eigenmittel hängen bleiben. Aufgrund des Trinkwasserschutzes mussten die dort im Einsatz befindlichen Maschinen auf Bio-Öl umgerüstet werden, was „zunächst“ 660.000 Euro Mehrkosten verursacht, ebenso entstehen Mehrkosten von „zunächst“ 3 Mio. Euro. für sog. „Bauumstandsänderungen“.

Für die Erweiterung der Fußgängerzone „Eichhorn-/Spiegelstraße sind momentan Kosten von 10, 2 Mio. Euro beziffert, wobei die gewünschte zusätzliche Anschluss-Infrastruktur für Strom und Wasser für die Durchführung von Veranstaltungen im Bereich des Platzes Eichhorn-/Spiegelstr. noch nicht enthalten sind. Die Stadt erwartet Straßenausbaubeiträge in Höhe von rund 6 Mio. Euro von den Anliegern. Die Tiefbauarbeiten für den Platzbereich haben am 4. Mai begonnen. Allein durch archäologische Grabungsarbeiten habe man derzeit 72 Arbeitstage „Behinderung“ gehabt, durch „strukturierte Bauabläufe“ konnte dieser Rückstand teilweise aufgearbeitet werden. Im Frühjahr 2018 sollen alle fünf Bauabschnitte beendet sein.

Der Erweiterungsanbau der David-Schuster-Realschule, steht, was den Rohbau betrifft, in der Fertigstellung, die Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten haben in den Sommerferien begonnen. Der Anbau bzw. die Aufstockung sollen im Dezember 2016, die Sanierung des Bestandsgebäudes im September 2017 beendet sein. Das Projekt wird mit Gesamtkosten von 4,1 Mio. Euro veranschlagt, der städtische Anteil soll bei knapp 2,3 Mio. Euro liegen.

Der Planungsbeginn für den Erweiterungsbau des Wirsberg-Gymnasiums ist bereits erfolgt. Der Auftrag für die Ingenieurleistungen im Rahmen der Objektplanung einschließlich der örtlichen Bauüberwachung wurde im Februar 2015 vergeben. Baubeginn ist für das 2. Halbjahr 2016 vorgesehen, geplante Fertigstellung für das 2. Halbjahr 2017. Von den geplanten 2,9 Mio Euro Gesamtkosten sollen 1,5 Mio. städtische Eigenmittel ausgegeben werden.

Für das 3. Bauliche Schulgroßprojekt, die Errichtung eines Erweiterungsbaus der Mönchberg-Schule ist die Baugnehmigung beantragt, auch der Antrag auf schulaufsichtliche Genehmigung , der Förderantrag und der Antrag für vorzeitigen Baubeginn sind gestellt, so dass voraussichtlich im 2. Halbjahr 2015 der Baubeginn erfolgen kann. Mit der Fertigstellung wird im 1. Halbjahr 2017 gerechnet. Die konkrete Kostenschätzung der Planer zeigt aufgrund der allgemeinen Baukostensteigerung Gesamtkosten in Höhe von 2,54 Mio. Euro (ursprünglich: 2,17 Mio. Euro) auf, so dass eine Nachfinanzierung in den kommende Haushaltsjahren erforderlich ist.

Für den mit sechs Millionen Euro veranschlagten Neubau eines Hallenbades an der Wolffskeel-Raelschule wird die Stadt Würzburg 2 Mio. Euro voraussichtlich bezahlen. Derzeit wird das Verfahren zur Findung eines Generalplaners eingeleitet, im 2. Halbjahr 2016 soll der Bau begonnen werden und im 1. Halbjahr 2018 abgeschlossen sein.

Das Projekt der Erweiterung des Straßenbahnnetzes von der Innenstadt in die Stadtbezirke Frauenland und Hubland hat folgenden Sachstand: Die Würzburger Straßenbahn GmbH hat am 12. Mai 2015 bei der Regierung von Unterfranken ihre Stellungnahmen zu den Einwendungen des zweiten Anhörungsverfahrens abgegeben. Die Regierung kann nunmehr den Abwägungsprozess beginnen, in dem sie die vorgebrachten Einwendungen von öffentlicher und privater Seite gegen das Vorhaben bewertet. Es wird ein mündlicher Erörterungstermin, voraussichtlich im Oktober 2015, stattfinden. Der Baubeginn ist abhängig von verschiedenen Verfahren: vom Planfeststellungsbeschluss, vom erfolgreichen Abschluss des Standardisierten Bewertungsverfahrens (Nutzen-Kosten-Rechnung), vom zeitlichen Ablauf bzw. Ergebnis der Prüfung des Zuwendungsantrages und auch von der Finanzierung der erforderlichen Eigenmittel (WSB /Stadt Würzburg). Baukosten (Kostenstand 2011) werden 81 Mio. Euro genannt, die Beschaffung der Fahrzeuge schlägt mit 40 Mio. Euro zu Buche. Bezüglich einer Gegenfinanzierung konnte keine Abschätzung abgegeben werden, da das für die Förderung des Vorhabens maßgebliche Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) am Jahresende 2019 ausläuft, und diese Maßnahme sicherlich nicht bis dahin fertiggestellt ist. Nach diesem Stichtag ist nämlich eine Auszahlung von Zuwendungen für den Bund nicht mehr möglich. Alle bis dahin nicht vollständig abgerechneten Teilleistungen werden vom Bund nicht mehr bezuschusst und somit würde eine Finanzierungslücke entstehen. Auch eine notwendige Folgeregelung für das GVFG liegt immer noch nicht vor.

Zu guter Letzt wird im Finanzcontrolling Auskunft erteilt, dass zur Planung der Pavillon-Neubauten am Hauptbahnhof erste Entwürfe des Architekturbüros Auer und Weber vorlägen. Die Beauftragung und die Finanzierung übernahm die Deutsche-Bahn-Tochter Station & Service AG. Am 30. Juli wurde dem Stadtrat ein Bau- und Finanzierungsbeschluss vorgestellt. Die überschlägig ermittelten Baukosten liegen bei ca. 3.500.000 €. Hinzu kommen Planungshonorare für Gestaltung und Architektur (ca. 410.000 Euro), für Tragwerksplan und und Statik (ca. 250.000 Euro) und für den technischen Ausbau (ca. 160.000 Euro), so dass insgesamt Baukosten in Höhe von 4,32 Mio. Euro im Raum stehen. Ende 2016 soll der Baubeginn sein, Mitte 2018 die geplante Fertigstellung.

Anhand dieser (nicht erschöpfenden) Auflistung sieht man, dass die Stadt Würzburg in den nächsten Jahren viele Projekte zum Abschluss bringt (oder bringen möchte) oder in Angriff nehmen möchte. Welche Projekte umgesetzt werden können, hängt von den Mehrheitsverhältnissen innerhalb des Stadtrates ab und selbstverständlich von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln der Stadt. Mittlerweile sind sieben Fraktionen (CSU, SPD, Grüne, FWG, WL, FDP/Bürgerforum und ÖDP) und zwei „Einzelkämpfer“ (ZfW und LINKE) im Würzburger Stadtrat vertreten, die alle eine bestmögliche Stadtgestaltung und Stadtentwicklung für sich in Anspruch nehmen. Würzburg verkörpert quasi den gelebten politischen Pluralismus!

Teilen