Ist Förderung des Profisports sozialdemokratisch?

08. Dezember 2015

Der FC Würzburger Kickers hat bei den letzten Haushaltsberatungen der Stadt Würzburg den Antrag gestellt, den Verein 3 Jahre lang mit jeweils 300.000,00 € zu fördern. Diese Förderung soll außerhalb der allgemeinen Sportförderung der Stadt Würzburg erfolgen. Der Stadtrat hat mit Mehrheit dem Förderantrag stattgegeben. Dabei waren auch die Auffassungen in unserer Fraktion nicht einheitlich. Insbesondere wurden Bedenken geäußert, dass es nicht Aufgabe sozialdemokratischen Politik sein könne, professionellen Sport zu subventionieren.

Wenn wir diese Frage angehen, muss man drei Dinge unterscheiden: Zum einen den Amateursportverein Würzburger Kickers mit seinen vielen Abteilungen und Jugendmannschaften, zum anderen die aus Steuergründen ausgelagerte Würzburger Kickers Aktiengesellschaft, die den Profisport, also die Fußballmannschaft in der 3. Liga betreibt und zum Dritten natürlich die Liegenschaft, das Stadion am Dallenberg, das über einen Erbpachtvertrag im Eigentum des ideellen Amateurvereins steht.

Es dürfte außer Frage stehen, dass die Förderung der ausgelagerten Profiabteilung mit Steuergeldern ausscheidet: Der Stadtrat würde bedenklich nahe in den strafrechtlichen Bereich der Untreue geraten, wenn er eine Aktiengesellschaft mit Steuergeldern subventioniert. Selbst wenn dies aber möglich wäre, dürfte der Profiverein die Gelder noch nicht einmal annehmen, da europarechtliche Wettbewerbsbeschränkungen dagegen sprechen.

Eine Sonderförderung des Amateurvereins kommt ebenfalls nicht in Frage, da die Würzburger Kickers, wie jeder andere Würzburger Sportverein auch, über die normale Sportforderung der Stadt unterstützt werden. Einen Sonderstatus für einen Verein gibt es nicht, im Übrigen wäre dies ein Affront gegen alle anderen Vereine. Bleibt also die Förderung des Stadions am Dallenberg: Die Würzburger Klägers sind eine der ganz wenigen Profivereine, die ein eigenes Stadion besitzen und auch unterhalten. Fast alle anderen Profivereine spielen in städtischen Stadien. Für den Unterhalt und die entsprechenden Auflagen der Deutschen-Fußball-Liga muss also die jeweilige Stadt aufkommen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Würzburger Kickers damit die Stadt Würzburg nicht ganz unwesentlich entlasten. Der Ausbau der Infrastruktur dieser Immobilie (Stadion) scheint nach meiner Auffassung aus mehreren Gründen auch im Interesse der Stadt zu sein:

Das Stadion am Dallenberg kann nicht nur für den Profifußball genutzt werden, sondern in der spielfreien Zeit in der Sommerpause auch für andere Events. Das Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt, das sich im städtischen Eigentum befindet, dient der Stadt im Sommer als open-air-Bühne; auf dem Hauptplatz mit Tribüne und Stehrängen spielten unter anderem die Fanta4 und die Scorpions, vor jeweils rund 10.000 Besuchern. Während der Saison spielt dort der FC 05 Schweinfurt. Was dem einen die Kunst, ist dem anderen der Fußball: Es ist nicht ganz einzusehen, warum die Stadt Würzburg lediglich die so genannten "schönen Künste" finanziert, also Theater, Galerien, Museen etc. Alleine das Mainfrankentheater Würzburg, dass de facto finanziell immer noch ein städtisches Theater ist, kostete die Stadt jährlich 8,6 Millionen Euro. Bei 137.000 Besuchern pro Spielzeit wird also jeder Besucher alleine von der Stadt mit rund 63,00 € bezuschusst! Dabei sind die Subventionen des Freistaats Bayern, der Sparkassenstiftung und anderer Förderkreise noch nicht einmal eingerechnet. Wenn dann noch berücksichtigt wird, dass die hohe öffentlich-rechtliche Kultur vor allen Dingen von Akademikern und - meist schon pensionierten - Bürgern der Besoldungsstufen A15 aufwärts in Anspruch genommen wird, erscheint eine Forderung der Würzburger Kickers über den Ausbau des Stadions nicht mehr abwegig zu sein.

Das auch deshalb, da die rund 6.000 Zuschauer, die im Durchschnitt jedes der 19 Heimspiele besuchen, wohl eher der Bevölkerungsschicht angehören, für die wir Sozialdemokraten arbeiten. Daher befürworte ich persönlich ein Engagement der Stadt Würzburg beim Ausbau des Stadions am Dallenberg.

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