In unserer Gesellschaft – so belegen es belastbare wissenschaftliche Studien – sind nicht nur rechts orientierte Parolen von Vereinigungen oder Organisationen, sondern auch Äußerungen einfacher Bürgerinnen und Bürger „salonfähig“ geworden. Gerechtfertigt wird sich gern mit dem Satzanfang „Das muss man ja wohl noch sagen dürfen...“. Beginnt eine Bemerkung in dieser Form, kann das aufmerksame Ohr bereits erahnen, was folgt.
Wohl wissend, dass unsichtbare und nicht immer klar definierte Grenzen des guten Tons, vor allem aber auch des Respekts überschritten werden, wird ein so genanntes „Recht der freien Meinungsäußerung“ bemüht.
Dies kann man nun auf Diskussionen und Themen im kleineren, privaten Rahmen am Nachbarszaun oder beim Einkauf an der Kasse beziehen, an denen sich das Umfeld vielleicht geringfügig stoßen mag, aber nicht zu widersprechen wagt und im zweifelhafteren Falle gar vorsichtig zustimmend nickt - bis hin zu Situationen, die sich in der Öffentlichkeit abspielen. Bei letzterem denke man an Pegida- und andere Demonstrationen, an Wahlkampfveranstaltungen und vieles mehr.
Wohl wissend, dass unsichtbare und nicht immer klar definierte Grenzen des guten Tons, vor allem aber auch des Respekts überschritten werden, wird ein so genanntes „Recht der freien Meinungsäußerung“ bemüht. Dies kann man nun auf Diskussionen und Themen im kleineren, privaten Rahmen am Nachbarszaun oder beim Einkauf an der Kasse beziehen, an denen sich das Umfeld vielleicht geringfügig stoßen mag, aber nicht zu widersprechen wagt und im zweifelhafteren Falle gar vorsichtig zustimmend nickt - bis hin zu Situationen, die sich in der Öffentlichkeit abspielen. Bei letzterem denke man an Pegida- und andere Demonstrationen, an Wahlkampfveranstaltungen und vieles mehr.
In unzähligen Situationen fällt es Menschen kaum noch auf, wenn ihr Gegenüber andere Personen oder Gruppen in der Gesellschaft mit diskriminierenden Äußerungen bedenkt und damit abstempelt, für Missstände verantwortlich macht, in die Ecke oder aus dem sozialen Kreis drängt.
In meinem Empfinden ist dies unerträglich. Ganz besonders dann, wenn es keine entsprechende Reaktion gibt oder geben kann, weil eben nicht alle Menschen aufstehen. Ganz nach dem Kölner Motto gegen Rassismus: „Arsch huh, Zäng ussenander!“ (ins Hochdeutsche übersetzt: „A... hoch, Zähne auseinander!“).
Ich bin dabei mehr als froh und dankbar, dass es viele Menschen in unserer Stadt gibt, die für andere Menschen einstehen, gegen Diskriminierung aufstehen und nicht alles an sich kommentarlos vorbeiziehen lassen.
Es geht eben nicht nur ums Hinhören oder Hingucken, sondern auch um eine entsprechende Reaktion, und sei sie vermeintlich noch so klein. Diskriminierung und andere Missstände auszusprechen, zu melden, wo andere an ihnen vorbeigehen, das ist etwas, was nicht selbstverständlich ist und dabei so viel bewirken kann.
Ein kleines Beispiel. Vor einiger Zeit meldete sich ein solcher Mensch bei mir persönlich und in der SPD-Parteizentrale. Er ist ein sehr netter, fröhlicher und engagierter Bürger, der sich, wenn es um Diskriminierung geht, allerdings sehr schnell von einer anderen, sehr ernsthaften Seite zeigt.
Volkhard (so nennen wir ihn jetzt einmal) entdeckte in einer öffentlichen Behörde einen dubiosen Flyer, der im Bereich des Publikumsverkehrs auslag. Der Inhalt des Faltblatts empörte ihn. Als er mir das Druckwerk brachte und wir ihn gemeinsam durchlasen, musste auch ich große Augen machen. Eine recht harmlos anmutende Information las sich von Abschnitt zu Abschnitt immer diskriminierender, populistischer, hetzerischer. Alles unter dem Deckmäntelchen der Sicherheitsinformation und der dem Bürger verschwiegenen Wahrheit: Seitdem die EU-Öffnung gen Südosten voranschreitet, seien Kriminalitätsdelikte wie Einbrüche und Diebstahl exponentiell angestiegen. Vor der Nennung der „Schuldigen“ macht der Flyer nicht halt: unsere osteuropäischen Nachbarn. Der Staat könne aus Überforderung und Machtlosigkeit nichts tun außer zu verharmlosen. Parallel dazu werden Linksorientierte als äußerst gewaltbereit, Rechte als Sündenböcke dargestellt. Die Medien tun ihr Übriges.
Alarmierende Schlagwörter häufen sich von Seite zu Seite: Bürger/innen und Polizei seien „traumatisiert“, „leiden“, seien „bedroht“, würden in den „Ruin“ getrieben. Liest man weiter, wird der Ausdruck des Textes tatsächlich immer ordinärer und expliziter feindschaftlich gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund, die unter den Generalverdacht der Kriminalität gestellt werden.
Wer sich wirklich interessiert und die Mühe macht zu recherchieren, findet nach kurzer Onlinerecherche heraus, dass hinter dem Flyer erwartungsgemäß gut organisierte und in informierten Kreisen bekannte rechte Kräfte stecken. Wer dies nicht tut und unbefangen das Faltblatt liest, dem steigt das Bibbern in die Knochen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese hetzende Angstmache bei so einigen Menschen greift.
Volkhard und ich waren uns darin einig, dass nicht die Behörde selbst diesen Flyer im öffentlichen Eingangsraum ausgelegt haben kann, sondern dass er in einem unbeaufsichtigten Augenblick von jemand anderes unbemerkt dort deponiert worden sein muss.
Volkhard beließ es nicht dabei, meldete mir den Flyer und den öffentlichen Fundort, und ich konnte daraufhin gemeinsam mit meinem Kollegen aktiv werden und trat mit der Behörde in Kontakt. Den Würzburger Ombudsrat gegen Diskrimierung habe ich ebenfalls eingeschaltet, der umgehend mit aktiv wurde, entsprechende Erkundigungen einholte und Gespräche führte.
Auf solche Fälle muss aufmerksam gemacht werden. Auch öffentliche Behörden und Institutionen haben nicht jederzeit und überall ihre Augen und Ohren. Und die diskriminierenden Kräfte wissen, wie sie auf populistische und grenzüberschreitende Weise weniger informierte Menschen ansprechen, interessieren und für sich gewinnen können.
Auch sensibilisierte Menschen müssen ihr Denken und ihre Wahrnehmung bei all dieser Perfidie immer wieder überprüfen.
In diesem Sinne an Dich und ganz viele andere Menschen: Danke, lieber „Volkhard“, für Deine geschärften Sinne und Antennen! Nicht zuletzt durch Euch können als gewählte politisch Aktive wir unsere Aufgaben wahrnehmen.
Umso wichtiger, dass man/frau mit offenen Augen und Ohren durch diese Gesellschaft geht und vor allem auch die „Zäng ussenander“ bekommt. Verantwortlich sind wir in der Gesellschaft nämlich alle.