Ohne Quote geht es nicht!

29. September 2015

In Deutschland leben ca. 82 Mio. Menschen. Davon sind gut 51% Frauen. Dieses Verhältnis in der Bevölkerung spiegelt sich allerdings nicht annähernd in Führungspositionen in Wirtschaft und Politik wider. Ja, natürlich, wir haben eine Bundeskanzlerin. Und die Tatsache, dass das heute möglich ist, ist sicherlich ein großer Fortschritt. Noch vor einigen Jahrzehnten wäre das nicht denkbar gewesen.

Und trotzdem: Der Anteil der Frauen in den Vorständen der 200 größten Unternehmen in Deutschland lag 2013 bei 4,4%, 2014 bei 5,4%. Der Frauenanteil unter den Abgeordneten im Bundestag liegt aktuell bei rund 36%. Für mich ist es nicht wirklich überzeugend, dass das an Kompetenzen und Qualifikationen liegen soll.

Nun hat die Bundesregierung eine Frauenquote für Aufsichtsräte und Vorstände beschlossen. Leider nur eine Quote von 30% und leider nur für einen Teil der Unternehmen. Der Großteil der Unternehmen ist davon nicht betroffen. Stattdessen müssen sich viele andere Unternehmen selber Zielvorgaben setzen, die sie in den nächsten zwei Jahren erreichen wollen. Unter diesen Teil des Gesetzes fallen auch WVV und Stadtwerke Würzburg. Über die Umsetzung und die Höhe der Quoten haben wir am letzten Donnerstag im Stadtrat diskutiert. Vorgeschlagen war von der Verwaltung, dass die Quoten auf den aktuellen Stand (WVV: 20%; Stadtwerke 25%) gesetzt werden, weil man davon ausging, dass wir in den nächsten Jahren aufgrund fehlender Neubesetzung ohnehin keine höheren Quoten erreichen könnten.

Die SPD-Fraktion hat sich wiederum für eine min. 30% Quote ausgesprochen. Denn: Nicht einmal diese ist in den Aufsichtsräten erfüllt. Wir halten es für wichtig, dass wir uns Ziele setzen, die wir erreichen können, die aber trotzdem noch zeigen, dass wir mit dem aktuellen Zustand nicht zufrieden sind und uns noch weiter entwickeln müssen. Wir konnten uns mit dieser Zahl für WVV und Stadtwerke zum Glück durchsetzen. Leider wurde unser Antrag, diese Zielquote auch für alle anderen Aufsichtsräte festzulegen, abgelehnt.

Natürlich wäre es schön, wir bräuchten keine Quote und könnten davon ausgehen, dass Leistung und Qualifikation die einzigen Kriterien sind, nach denen eine Position besetzt wird. Das ist allerdings ein Trugschluss. Auch aktuell spielt das Geschlecht bei der Stellenbesetzung eine Rolle und viele Frauen bekommen Führungspositionen nicht, eben weil sie eine Frau sind.

Die Quote ist deswegen ein Anfang, sie soll Missstände bei der Personalauswahl aufdecken und eine strukturelle Benachteiligung beenden. Und ja, die Quote muss eine Herausforderung sein, sie muss weh tun, denn sonst erfüllt sie nicht ihren Zweck.

Klar ist aber auch: Die Quote alleine wird nicht reichen. Unternehmen müssen sich auch Gedanken darüber machen, wie sie ihre gleichstellungspolitischen Ziele erreichen wollen. Dafür brauchen sie Gleichstellungspläne und festgelegt Maßnahmen. Zahlen festlegen reicht also auch bei der Stadt Würzburg und ihren Gesellschaften nicht aus. Wir müssen uns jetzt Gedanken darüber machen, wie wir mehr Frauen in Führungspositionen bringen wollen. Und die Parteien müssen darüber nachdenken, wie sie Frauen für die Kommunalpolitik begeistern und wie sie dann nach der Wahl die Aufsichtsratsmandate gerecht verteilen. Denn bei 40% Frauenquote m Stadtrat, sind nur 32,9% der Posten in Aufsichtsräten mit Frauen besetzt. Ich glaube da nicht an einen Zufall.

Und allen, die immer noch sagen, dass es mit der Quote nicht mehr um Leistung und Qualifikation geht, antworte ich mit Julia Fritzsche vom BR: „Erst wenn genauso viel weibliche wie männliche Flaschen auf Chefposten sitzen, ist echte Gleichstellung erreicht.“

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