Mit dem vorliegenden Schulentwicklungsplan wurden unter Beteiligung aller Betroffenen umfangreiches Material und umfassende Informationen zusammengestellt. Sie bieten eine breite Zusammenschau der Schullandschaft in Würzburg und deren Entwicklungspotentiale, die über die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen hinaus für weitere politische Arbeit eine gute Grundlage bilden. Hilfreich sind hier auch die detaillierten Materialien im Anhang, insbesondere die Schulsteckbriefe, und die Statistiken.
Eine Fortführung der Datenerhebung und gelegentliche Aktualisierung wäre daher wünschenswert.
Denn Zahlen und Fakten sind grundsätzlich für Entscheidungsfindung und Diskussion hilfreich. Bereits heute sind Veränderungen der Schullandschaft absehbar – die Einführung weiterer offener Ganztagsschulen im Grundschulbereich (5 weitere in Würzburg mit dem neuen Schuljahr) lässt veränderte Bedarfe auf den unterschiedlichen Ebenen erwarten. Gleiches gilt für die sich abzeichnende Wiedereinführung des G9. Vor diesem Hintergrund ist die Fortführung des Schulentwicklungsplanes und der zu Grunde liegenden Statistik sinnvoll und notwendig.
Der vorliegende Schulentwicklungsplan enthält 77 Handlungsempfehlungen, die sich auf die unterschiedlichen Aspekte rund um Schule und für die unterschiedlichen Schularten erstrecken.
Spannend wäre es, die Konsequenzen der sich abzeichnenden Wiedereinführung des G9 für die Schulen in Würzburg zu berücksichtigen. Dies setzt jedoch auch eine Klarheit im ob und wie und in welcher Form mit welchen Bedingungen von Seiten der Landesregierung voraus. Eine Wiedereinführung des G9 bedeutet auch einem höheren Flächenbedarf von etwa 10% an den Gymnasien. Darüber hinaus gilt es zu klären, wo konkret dann welcher Raumbedarf herrscht und welche weiteren Bedarfe als Konsequenz auf die – wie auch immer geartete – Wiedereinführung des G9 entstehen. Es gilt aufmerksam zu beobachten, welche Entwicklung die Sache nimmt, zu prüfen, welche Maßnahmen von welcher Seite wann ergriffen werden müssen und zu klären wo dafür die Verantwortlichkeiten liegen. Die SPD Stadtratsfraktion sieht hier ganz klar den Freistaat in der Pflicht für die notwendige Klarheit zu sorgen und in der Folge die entsprechenden finanziellen Mittel dafür auch zur Verfügung zu stellen.
Ähnlich verhält es sich bei der weiteren Einführung der Offenen Ganztagsschule. Die SPD-Stadtratsfraktion hat perspektivisch das politische Fernziel einen gebundenen Ganztag einzuführen. Wir begrüßen aber auch die weitere Einführung des offenen Ganztags – derzeit an den Grundschulen in Würzburg. Gerade hier ist es auch spannend die Statistiken fortzuschreiben, wie der offene Ganztag mit welchen Modellen von den Familien angenommen und gewählt wird. Die offenen Ganztagsschulen stellen gleichzeitig – und mit dem weiteren Ausbau dann auch an weiteren Schulen – andere Anforderungen an Räumlichkeiten sowie Versorgung und Betreuung. Die Diskussionen in der Vergangenheit um einzelne Schulen haben das anschaulich gezeigt. Denn die Schulen haben einen größeren Raumbedarf für Hausaufgabenbetreuung, Spielen und für Essen. Ebenso muss die Essensversorgung neu geregelt werden. Auch sind Auswirkungen auf die bisherigen – kostenpflichtigen – Betreuungsangebote wie Schülerbetreuung bzw. Hort abzusehen.
Grundsätzlich begrüßt die SPD-Stadtratsfraktion diese Entwicklung hin zur Ganztagsbeschulung. Wir sehen als mittelfristiges Ziel die Wahlmöglichkeit zwischen offenem und gebundenen Ganztag an jeder Schule und an jeder Schulart. Das bedeutet letztendlich aber auch, dass die Schulen mindestens zweizügig sein müssen um sinnvoll das Wahlangebot zwischen offen und gebundenem Ganztag zu ermöglichen. Dies ist zugleich das wichtigste Argument für die Etablierung einer neuen, leistungsfähigen Mittelschule in der Würzburger Innenstadt. Für eine Wahlmöglichkeit zwischen offenem und gebundenem Ganztag sind einige der bestehenden Mittelschulen derzeit zu klein. Hinsichtlich der Handlungsempfehlungen 22 – 24 sieht die SPD-Stadtratsfraktion eine neue Mittelschule, die sowohl Integration als auch Inklusion leistet mit der Wahlmöglichkeit zwischen offenem und gebundenem Ganztag. In diesen Kontexten erwächst dann auch ihr eigenes Profil. Leistungsfähig und erfolgreich ist sie dann, wenn sie unterschiedliche Ausbildungsrichtungen an einem Ort anbieten kann. Auch daher ist es notwendig, dass eine solche Schule zwei- bis dreizügig ist. Aussagen zum Schulstandort finden sich im Schulentwicklungsplan insofern, dass die unterschiedlichen Möglichkeiten diskutiert und erörtert werden. Die SPD-Stadtratsfraktion sieht nach wie vor die neue Mittelschule am sinnvollsten im Gebäude der Mozartschule untergebracht. Die Argumente und Abwägungen auch der anderen Optionen bestärken uns darin. An diesem Standort wäre genug Raum und eine gute Erreichbarkeit aus den verschiedenen Stadtteilen geboten und die neue Mittelschule wäre zukunfts- und leistungsfähig.
Den Ausbau der Jugendsozialarbeit an Schulen (JAS) (Handlungsempfehlung 48) begrüßen wir, sehen wir aber auch kritisch, wenn er aus kommunalen Mitteln erfolgt. Denn hier ist eindeutig die Staatsregierung in der Pflicht. Da aber derzeit die notwendigen Mittel nicht im erforderlichen Umfang bereitgestellt werden, konnte an einigen Schulformen bislang keine JAS etabliert werden. Wir stehen hinter der Empfehlung die JAS an allen Schulformen weiter auszubauen – präventive Arbeit ist sinnvoll und notwendig, legen aber Wert darauf, auch weiterhin auf eine finanzielle Beteiligung des Freistaates zu dringen.
In der Analyse der Datenerhebung wird auch deutlich, dass Eltern ein größeres Angebot an Ferienbetreuung wünschen. Zwar ist das aktuelle Angebot, das die Stadt in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Trägern und Kooperationspartnern regelmäßig veröffentlicht, umfangreich und vielfältig, dennoch scheint hier ein weiterer Bedarf zu bestehen. Flexible niederschwellige Angebote wie das des Sanderrasens könnten hier eine Antwort sein. Ein weiteres derartiges Angebot – z.B. im September oder in den kürzeren Ferien an einem weiteren Ort wäre unserer Ansicht nach überlegenswert.
Mit den unterschiedlichen Bildungsinitiativen setzt die Stadt Würzburg wertvolle Schwerpunkte an unseren Schulen. Sie sind auf vielen Ebenen wichtig für Sicherheit, Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Diese Initiativen gilt es unserer Ansicht nach zu verstetigen, auszubauen und wo noch nicht geschehen regelmäßig zu evaluieren. (Handlungsempfehlung 52) Der angesprochene Wettbewerb zur Schulentwicklung bedarf dabei noch weiterer Konkretisierung.
Die Empfehlungen zur Inklusion begrüßen und teilen wir. Wir begrüßen insbesondere, dass bei Neubauten nicht nur die bauliche Barrierefreiheit sondern eine allgemeine Barrierefreiheit gefordert wird (Handlungsempfehlung 4). Wir halten das auch bei Umbauten und Sanierungsmaßnahmen für wichtig. Dies zukünftig zumindest zu prüfen schlagen wir vor und bitten darum, die Handlungsempfehlung entsprechend zu ergänzen.
Die Erfordernisse und Veränderungen und geänderten Bedürfnisse, die die Beschulung von Geflüchteten mit sich bringt, müssen weiter im Blickfeld bleiben und im Sinne einer bestmöglichen Integration umgesetzt werden. Insbesondere ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern möglichst schnell den Besuch einer wohnortnahen passenden Schule zu ermöglichen. Handlungsempfehlung 44 und vor allem 45, die den Austausch aller Beteiligten an Maßnahmen zur Integration Geflüchteter in Schulen und Bildungseinrichtungen gewährleistet und damit Basis für kontinuierliche Verbesserungen bringen kann, halten wir für wichtig.
Die grundlegende und zugleich wichtigste Handlungsempfehlung ist die erste. Hier wird ein langfristig angelegtes Investitionsprogramm gefordert, das dann auch deutlich höhere staatliche Zuschüsse ermöglicht. Wichtig wäre es hier konkret zu beziffern, welches Investitionsvolumen nötig ist, um dann ein glaubwürdiges Bekenntnis zu diesen Investitionen in Schule und Bildung seitens der Stadt in Form der Bereitstellung der notwendigen Mittel abgeben zu können. Zwei Investitionen, die Sanierung und Erweiterung des Siebold-Gymnasiums (Handlungsempfehlung 29) und der Klara-Oppenheimer-Schule (Handlungsempfehlung 36) werden bereits im Schulentwicklungsplan priorisiert. Eine weitere Priorität sehen wir in Investitionen, die der Verbesserung der Betreuungs- und Ganztagsangebote dienen. Dabei gilt es auch zu prüfen ob diese in Verbindung zu Maßnahmen im Kontext „soziale Stadt“ bzw. ISEK umzusetzen sind.
Zusammengefasst sehen wir mit dem vorgelegten Schulentwicklungsplan ein wichtiges und wertvolles Instrument zur Weiterentwicklung der Schullandschaft in Würzburg. Ihm liegt umfangreiches und gutes Datenmaterial zu Grunde. Die Handlungsempfehlungen geben einen wichtigen Überblick über mögliche und nötige anstehende Veränderungen und Entscheidungen. Wir bedanken uns für dieses umfassende Konzept, dass alle Beteiligten in die Erstellung einbezogen hat. Jetzt ist die Politik gefragt, diese Empfehlungen nach und nach umzusetzen, Prioritäten zu setzen sofern nicht die tatsächlichen Entwicklungen andere Priorisierungen erfordern und die notwendigen finanziellen Mittel auch von Seiten der Stadt bereitzustellen. Unsere Priorisierungen und unsere Positionierungen zu den Handlungsempfehlungen haben wir mit dieser Stellungnahme dargelegt.