Unbedingt lesenswert:

05. September 2016

Allein, alleiner, alleinerziehend

Im Juli hatte die SPD eine Autorin zu einer Lesung nach Würzburg eingeladen: Christine Finke lebt und schreibt in Konstanz am Bodensee und ist dort Mitglied im Stadtrat. Sie ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern und selbstständig als Autorin und Journalistin.

Darüber schreibt sie auf ihrem Blog und jetzt auch in ihrem Buch: Allein, alleiner, alleinerziehend. Wie die Gesellschaft uns verrät und unsere Kinder im Stich lässt.

Ich möchte das Buch allen ans Herz legen: Denen die selbst betroffen sind, aber auch und vor allem denen, die dadurch die Situation der Alleinerziehenden in ihrem Umfeld besser verstehen können. Und ganz besonders all denen, die politisch Verantwortung tragen und die Situation der Alleinerziehenden verbessern können – und müssen.

Christine Finke jammert nicht, aber sie prangert an. Die Zustände, die in ihrem Augen dazu führen, dass Alleinerziehende häufig wenig oder gar kein Geld haben, einen ungleich stressigeren Alltag und große Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hinzu kommen die gesellschaftliche Stigmatisierung und die ständige Konfrontation mit Unverständnis und Vorurteilen.

In den Kapiteln des Buches wird deutlich, dass das Alleinerziehen alle Lebensbereiche beeinflusst und bei den meisten Frauen – und fast alle Alleinerziehenden sind Frauen – nachhaltige Folgen für ihr Berufsleben und damit auch für ihr Einkommen hat. Aber auch das Privatleben, Urlaube und Ausgehen mit Freund_innen bedeuten organisatorische Schwierigkeiten und leiden unter dem permanenten Stress, den Alleinerziehende erleben.

Christines Buch ist wichtig: Weil es aus persönlicher Erfahrung heraus geschrieben ist, aber deutlich macht, dass es jede_n treffen kann und es sich nicht um ein individuelles Problem, sondern um ein strukturelles handelt. Das Buch ist ehrlich und schonungslos, persönlich, aber sachlich und informativ. Es ist lesenswert, weil man danach etwas verändern will – und Ideen bekommt wie das möglich ist. Im Großen, z.B. bei der Besteuerung von Alleinerziehenden, aber auch im Kleinen, wo wir alle das Leben von Alleinerziehenden in unserem Umfeld ein bisschen leichter machen können und sie sich dadurch beim Alleinerziehen vielleicht ein bisschen weniger alleine fühlen.

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