An diesem Donnerstag hat der Oberbürgermeister den Stadtrat über das Scheitern der Pläne zu einer Stadiongesellschaft für das Kickers-Stadion am Würzburger Dallenberg informiert. Grund für das Scheitern der Stadiongesellschaft sei, dass ein Neubau des Stadions wirtschaftlicher ist als der Ausbau des bestehenden Stadions am Würzburger Dallenberg. Peinlich für den Oberbürgermeister: er selbst hat die Stadiongesellschaft höchstpersönlich und ohne Absprache ausgerufen und damit die Planungen der Kickers für knapp ein Jahr in die falsche Richtung gelenkt.
Die Würzburger Kickers bringen dem Oberbürgermeister kein Glück. Das Scheitern der Stadiongesellschaft am Würzburger Dallenberg ist bereits der zweite Fehltritt, den sich der Oberbürgermeister auf dem unbekannten Spielfeld rund um den Fußball leistet. So äußerte sich der Oberbürgermeister im Mai 2016 gegenüber der Mainpost mit der Aussage „Ich weiß, Profi-Fußball ist das Theater des kleinen Mannes“ und schaffte es mit dieser negativ verstandenen Assoziation bis in die bundesweite Sportpresse. Anschließend war der Druck auf den Oberbürgermeister so groß, dass er bei den Würzburger Fußballfans wieder etwas gut zu machen hatte. Als direkte Folge rief er – wenige Tage später - beim städtischen Empfang zu Ehren des Kickers-Aufstieg in die zweite Liga höchstpersönlich die Gründung einer Stadiongesellschaft aus. 7 Millionen Euro städtischer Gelder hätten – so seine Idee – in den nächsten 15 bis 20 Jahren in das Stadion am Dallenberg fließen sollen. Auch die Verantwortlichen aus Politik und Stadtverwaltung waren damals von diesem Schritt mehr als überrascht, war er doch im Vorfeld überhaupt nicht abgesprochen.
„Jetzt, fast ein Jahr später, zeigt sich, dass der Schnellschuss des Oberbürgermeisters einer fundierten Prüfung nicht standhält“, erklärt der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Alexander Kolbow. „Damit hat sich der Oberbürgermeister mit seinen Plänen selbst ins Abseits gestellt“, so Kolbow weiter. Jetzt mussten die Kickers die Notbremse ziehen und die Pläne des Oberbürgermeisters beerdigen.
Nach dem Scheitern der Stadiongesellschaft bleiben zahlreiche Fragen offen. Diese wird die SPD-Stadtratsfraktion in einer schriftlichen Anfrage an den Oberbürgermeister richten:
Wieviel Arbeitszeit von städtischen Mitarbeitern ist seit Juni 2016 in die Vorbereitung der Gründung einer Stadiongesellschaft geflossen? Welche Kosten sind dafür realistisch anzusetzen?
Welche weiteren Kosten wurden im vergangenen Jahr (z.B. für Rechtsberatung) zur Vorbereitung einer Stadiongesellschaft ausgegeben?
Seit wann prüfen die Kickers den Stadionneubau?
Wann wurden die Kickers vom Architekturbüro Speer und Partner darüber informiert, dass ein Stadionneubau günstiger sei als die Sanierung des bestehenden Stadions?
Seit wann wissen Mitarbeiter der Stadtverwaltung davon, dass ein Stadionneubau wirtschaftlicher sei als ein Ausbau des bestehenden Stadions am Dallenberg?
War diese Situation der Stadtverwaltung bereits bekannt, als im Dezember 2016 die Frist zur Vorlage des Bauantrags für die Gesamtentwicklung des Stadionareals verlängert werden sollte?
Wie geht die Stadtkämmerei mit dem Geld um, dass für die Gründung der Stadion-gesellschaft bereits in den städtischen Haushalt für das Jahr 2017 eingestellt wurde?
Von welchen städtischen Kosten geht die Bauverwaltung bei den Umfeldmaßnahmen im Rahmen eines Stadionneubaus aus?
Aus Sicht der SPD-Fraktion wird sich die Nacharbeit der Fehlentscheidung des Oberbürgermeisters noch über Monate hinziehen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die damit verbundenen Folgen nicht auf die Lizenzvergabe und den sportlichen Erfolg der Kickers auswirken.